Ich liebe dich, mein Engel!
Ich erinnere mich an jedes Wort, das der Priester in seiner Predigt sagte und ich habe mich all die Jahre daran gehalten. Wie lange die Predigt dauerte weiß ich nicht, aber irgendwann standen Emmett und ich uns gegenüber und hielten unsere Hände. Der Priester bat uns unser persönliches Treuegelübde zu sprechen, das wir eigens für diesen Anlass angefertigt hatten. Es war zwar nicht unbedingt Tradition in diesen Breitengraden, aber Emmett und ich wollten es so. 
Emmett trug seines zuerst vor und ich konnte nicht glauben, dass er das alles ernst meinte, was er sagte. 
"Rose, du weißt, ich rede ungern um den heißen Brei herum. (ich musste grinsen) Und du weißt, wie sehr ich dich liebe. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass du perfekt für mich bist. Ich wusste, dass ich dich an meiner Seite haben wollte. Und ich kann es immer noch nicht glauben, dass du das tatsächlich bist. Rosalie, ich brauche dich, wie die Luft zum Atmen, wie das Blut in meinem Körper, wie der Tag die Sonne und die Nacht den Mond. Du bist für mich das Wichtigste auf dieser Welt und es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde. Bei meinem Leben verspreche ich, dich zu beschützen, für dich da zu sein, wenn du mich brauchst, dich zu achten und zu lieben, so lange ich auf dieser Welt bin und darüber hinaus. Ich liebe dich, mein Engel." 

Ich strahlte ihn an und drückte sanft seine Hand. Es war unglaublich, so etwas von ihm zu hören. So kannte ich ihn gar nicht. Ich meine, er war zu mir anders, als zu den anderen, aber so etwas hatte er noch nie zu mir gesagt. 
Dann war ich an der Reihe und musste ihm meine Treue schwören. Ich hatte schon Angst, dass ich alles vergessen hatte, was ich sagen wollte, oder dass mein Gelübde, im Vergleich zu Emmetts, vielleicht zu kurz war. Ich war nervös, Vera, ich war so unendlich nervös, als ich zu sprechen anfing. 
"Emmett, ich bin, genau wie du, nicht jemand der vielen Worte und obwohl ich lange danach gesucht habe, für diesen Moment gibt es nicht die richtigen Worte. Mein Leben hat sich mit dir von Grund auf geändert. Wenn du bei mir bist, weiß ich, dass ich ... ich selbst sein kann, dass ich vor nichts und niemandem Angst haben muss. Und dafür liebe ich dich über alles. Ich verspreche dir hiermit dir treu zu sein, immer an deiner Seite zu bleiben, egal was passiert und dir immer die Wahrheit zu sagen, so lange ich zu sprechen vermag. Und ich verspreche dir dich immer zu lieben, so lange ich lebe – für immer." 

Ich konnte seine Erleichterung förmlich abfallen sehen. Vermutlich, genau wie er bei mir. Er griff nach meinem Gesicht und strich mir über die Wange. Ich fühlte mich so wohl und wäre wieder am liebsten mit ihm alleine gewesen. 
Der Priester fuhr mit der Zeremonie fort und fragte Emmett zuerst, ob er mich heiraten wollte. Als ich die lang ersehnten Worte "Ja, ich will" hörte, hätte ich so gerne geweint. Ich lächelte ihn an und beantwortete dieselbe Frage, nachdem der Priester sie mir auch gestellt hatte, glücklich mit "Ja, ich will". 
Emmett strahlte mich an, als ich meine Antwort gab und drückte meine Hände. Nun bat der Priester um die Ringe. Edward brachte Emmett den Polster mit den Ringen. Es sind unglaublich schöne Ringe, die wir gewählt hatten, Vera. Silber, sehr untypisch für die damalige Zeit, wie du ja weißt, aber Emmett und ich wollten es so. Unsere Ringe waren einheitlich silbern und hatten zweigeteilte Oberflächen. Die eine Hälfte war rau und matt und die andere glatt silbern. Während Emmetts Ring eher schlicht gehalten wurde, war meiner mit mehreren Brillanten bestickt. Emmett meinte, er würde mir nichts an den Finger stecken, was nicht funkelte wie meine Augen. Noch heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke. 
Die Ringübergabe war für mich ein wichtiger Bestandteil der Hochzeit und ich wollte unbedingt, dass wir beide, während des Ansteckens, einen Schwur sagten. Ich hatte vor Jahren einmal davon gelesen, dass es eine sehr schöne Tradition in bestimmten Regionen wäre, darum wollte ich das auch. Allerdings wollte ich den Text selbst wählen. 

Als Emmett mir also den Ring an den Finger steckte sagte er: "Rosalie, mit diesem Ring, nehme ich dich zu meiner Frau, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!" 
Dasselbe machte ich, als ich ihm den Ring an den Finger steckte. Ich sagte "Emmett, mit diesem Ring nehme ich dich zu meinem Mann, schwöre dir ewige Liebe und ewige Treue. Er soll dich an meine Liebe zu dir erinnern, wenn du einmal das Gefühl hast, dass sie nicht stark genug ist. Und er soll dich daran erinnern, dass ich für immer an deiner Seite bleibe. Mit all meiner Liebe!" 
Selbst der Priester musste eine Träne wegdrücken, als ich meinen Text gesagt hatte. Er lächelte uns an und sagte "Kraft des mir verliehenen Amtes als Priester dieser Gemeinde erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau." 
Ich hätte am liebsten geweint, aber ich kam kaum dazu meine Augen auch nur kurz zu schließen, denn im nächsten Moment forderte der Priester Emmett auf die Braut zu küssen. 
Und Emmett tat was ihm aufgetragen wurde. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, zog mich an sich und küsste mich mit so viel Zärtlichkeit, dass ich am liebsten alles um mich herum vergessen hätte. Ich schlang die Arme um ihn, um ihn ganz nah bei mir spüren zu können und erwiderte seinen Kuss mit derselben Leidenschaft und Zärtlichkeit. Nur ganz verschwommen und weit weg hörte ich unsere Gäste applaudieren. 

Als wir den Mittelgang als verheiratetes Paar schließlich entlanggingen strahlte ich mit den Blumen um die Wette. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte geheiratet. Ich war nun offiziell mit Emmett McCarty verheiratet. 
Nun ja, das war die kirchliche Trauung von Emmetts und meiner ersten Hochzeit. Sie war wunderschön, nicht wahr!?! Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich war, als ich aus der Kirche ging und Emmett an meiner Seite war. 
Als uns unsere Gäste einer nach dem anderen gratulierte und Glückwünsche aussprach, baten einige der Vampire, die Carlisle gut kannten, um Aufmerksamkeit. Sie hatten sich etwas für uns überlegt. Kitschig, aber ... wunderschön. Sie forderten alle Gäste auf sich im Kreis zu stellen, in dessen Mitte Emmett und ich stehen sollten. Die Gruppe, die das Ganze organisiert hatte, kam auf mich und Emmett zu und gab uns zwei Herz-Luftballons in die Hände. An den Enden der Schnüre hing jeweils ein Zitat, das wir im Laufe der Zeit zueinander gedacht/gesagt hatten. Edward hatte es aus unseren Köpfen "geklaut" und ihnen gegeben. An meinem Luftballon hing der Spruch "Du hast die Hölle zu einem der schönsten Orte der Welt gemacht." Welchen Emmett hatte weiß ich nicht. Aber ich war so gerührt, dass ich nicht nachfragte. 

Überhaupt konnte ich mich an diesem Tag nur sehr schwer auf andere Dinge als das Hier und Jetzt konzentrieren, weshalb die Zeit auch so schnell verstrich. Ich war so glücklich und nichts konnte daran etwas ändern. Rein gar nichts. 
Nachdem wir die Luftballons in der Hand hatten, fiel mir auf, dass der Rest unserer Gäste ebenfalls Herzluftballons in der Hand hielt und uns alle angrinsten. Einer der drei Vampire, die uns das organisiert hatten, wünschten uns daraufhin alles Gute und wir ließen die Ballons in die Luft steigen. Das Schöne an der Sache war, dass noch zusätzlich Tauben losgeschickt wurden. Weiße Tauben, die unser Glück und für mich auch den vollkommenen Frieden, den ich nun endlich erlangte seit Royce, symbolisieren sollten. 
Der Start der Luftballons war für Emmett erneut ein Grund mich zu küssen. Ich erinnere mich an jeden Kuss, an jede einzelne Zärtlichkeit von Emmett an diesem Tag, wie ich dir ja schon mitgeteilt habe. 

Und als alle Luftballons nur mehr kleine Punkte am Himmel waren, hörte ich plötzlich Klavierspiel. Ich blickte mich um und sah Edward, der extra für diesen Anlass Musik komponiert hatte. Ich konnte nicht fassen, dass er das tatsächlich für uns komponiert hatte. Als ich ihn ein paar Tage nach unserer Hochzeit fragte, wie er diese Musik gemacht hatte, meinte er, er hätte aus unseren Charakteren die Summe gebildet und daraus wären diese Werke entstanden. Wenn ich jetzt beschreiben würde, was diese Musik beinhaltete, würde ich wahrscheinlich Tage brauchen um die richtigen Worte zu finden. Alles was ich dazu sagen kann ist, dass es sich zweifellos an unsere Charaktere bindet. 
Kurz darauf erschien sogar ein Fotograf, um uns zu fotografieren. Er machte so viele Fotos, dass ich heute noch glaube, er hätte mir einige vorenthalten, als ich die Bilder abholte. Aber ich sagte ja vorhin schon, dass ich alles nur mehr sehr verschwommen und sehr schnell in Erinnerung habe. 

Das schönste dieser Fotos davon hängt in unserem Schlafzimmer. Es ist ein Foto, auf dem nur Emmett und ich zu sehen sind. Emmett, der mich strahlend von hinten umarmt und ich, die nur glücklich in die Kamera lächelt und seine Hände umklammert. Wir verschickten dieses Foto, als es fertig entwickelt war, an alle unsere Gäste und bedankten uns für die Glückwünsche und die Anwesenheit. Ich liebe dieses Foto. Wenn ich den Brief beende, schicke ich dir eines davon mit. Ich finde, du solltest auch sehen, wie wunderschön und glücklich ich war an diesem Tag. 
Der Nachmittag wurde hauptsächlich dazu genutzt Emmett und mir die herzlichsten Glückwünsche zu überbringen und Geschenke zu verschenken. Ich war zwar etwas enttäuscht, dass es keine Haushaltsgeräte waren, aber ... in Anbetracht unserer Situation wäre es wohl ziemlich unsinnig gewesen. 
Viel zu schnell verging dieser wunderschöne Tag, aber er war genauso geworden, wie ich ihn gewollt hatte. Nichts davon hatte gefehlt. Alles verlief genau nach Plan und das war alles, worum ich gebeten hatte. 

Am Nachmittag, nachdem gratuliert wurde, spielte Edward erneut auf dem Klavier und alle unsere Gäste amüsierten sich großartig. Bis spät in die Nacht hinein feierten wir. Als es dunkel wurde und Emmett und ich unzählige Spiele über uns ergehen lassen mussten, beinahe unendlich viele Reden hörten und so ziemlich mit jedem anwesenden Gast geredet hatten, wie es sich gehörte, schnitten wir die Hochzeitstorte an. Ja, ich weiß, es ist albern, dass wir eine Hochzeitstorte hatten, da wir ja keine aßen, aber da ich diese Tradition schon immer geliebt hatte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen eine fünfstöckige Torte zu bestellen. Nun ja, ich hab sie bei Esme bestellt. Und sie hat einen Traum aus Erdbeeren und Sahne gezaubert. Im Endeffekt war es dämlich und in gewisser Weise schade darum, dass wir sie nicht aßen, aber der Sinn dahinter war ohnehin nur, dass Emmett und ich sie gemeinsam anschnitten. Es war eine schöne Torte, ebenfalls verziert mit Marzipanrosen und Erdbeeren. Das Anschneiden löste bei unseren Gästen wilden Beifall aus und wir strahlten uns gegenseitig glücklich an. Ich weiß, das zu lesen muss langweilig sein, aber für mich ist es etwas so Wichtiges in meinem Leben, dass ich viel zu gerne davon rede, als Rücksicht auf den Unterhaltungsfaktor zu nehmen. 
Um kurz vor Mitternacht ließ Carlisle verlauten, dass auch er eine Überraschung für uns hätte. Ich weiß noch, dass ich unheimlich gespannt auf die Überraschung war, denn Carlisle und Esme hatten die besten Ideen für solche Anlässe. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Emmett an meiner Seite wartete ich ungeduldig auf die Überraschung und alles, was Carlisle tat, war auf den Himmel zu deuten. 

Als ich meinen Kopf hob, um nachzusehen, schossen Leuchtraketen in die Luft und erhellten den Himmel für Sekunden in den schönsten Farben. Überglücklich fiel ich Carlisle um den Hals und dankte ihm tausend Mal. Bei meiner ersten Hochzeit war auch ein Feuerwerk geplant worden, weißt du noch? Aber bei weitem kein so schönes, wie bei dieser Hochzeit. Ich war immer unglücklich gewesen, dass ich dieses Feuerwerk damals nicht miterleben konnte, weshalb Carlisle diese Überraschung für mich einplante. Ich war ihm so dankbar. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er tatsächlich dieses Feuerwerk organisieren könnte. Ich war überwältigt und staunte etwa eine Viertelstunde, die das Feuerwerk dauerte, über so viel Glück und Liebe, die an diesem Tag herrschten. 
Während des Feuerwerks fand Emmett es, genau wie ich, erneut angebracht, mich mit seinen Küssen zu überschütten. Es ist untertrieben, wenn ich sage, ich war überglücklich. Ich kann nicht genau sagen, wie viel Glück mich in diesem Moment durchströmt hatte. Ich liebte Emmett wie nie zuvor und das tu ich immer noch. 
Das Feuerwerk war der Schlussakt bei meiner Hochzeit. Den darauffolgenden Brautwalzer, den Edward auf dem Klavier spielte, nahm ich kaum noch wahr. Ich konnte die Hochzeitsnacht schon fast nicht mehr erwarten. Und ich denke, Emmett ging es genauso. An diesem Tag strahlte er so voller Glück und das machte mich glücklich. Alles, was ich noch tat, an dem Tag, war den Brautstrauß zu werfen. Die Mädchen hinter mir, alle in etwa so alt wie ich und voller Hoffnung, dass auch sie eines Tages so viel Glück hatten, wie ich, giggelten und lachten und schrien, ich sollte doch den Strauß endlich werfen. Soweit ich mich erinnere, fing bei meiner ersten Hochzeit Kate den Brautstrauß. Sie und ihr Freund, ihr Begleiter bei der Zeremonie, heirateten etwa ein halbes Jahr darauf. 
Nun ja ... das war sie – meine erste perfekte Hochzeit. Die zweifellos Schönste von all meinen Hochzeiten mit Emmett. Und ich ... ich war zweifellos die schönste Braut, die je geheiratet hat. Und das sage ich in dem Bewusstsein, dass es egoistisch ist. Es war einfach perfekt und ich schwor mir, ich würde alles tun, dass dieses perfekte Glück, das ich mit Emmett, meinem absolut perfekten Ehemann, hatte, niemals zerstört werden würde. 
Und bis heute habe ich es geschafft dieses Glück aufrecht zu erhalten. Nicht einmal in all diesen Jahren kamen mir Zweifel, dass er möglicherweise nicht der Richtige für mich war. Er gehört einfach zu mir, ob mit oder ohne schlagendem Herzen.
Du hast alles verändert!
Kein halbes Jahr später, nachdem Alice und Jasper bei uns eingezogen waren und sich eingelebt hatten, machte Jasper seiner quirligen Freundin einen Heiratsantrag. Oh, du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich für die zwei gefreut habe. Ich hab nur darauf gewartet, dass die zwei sich endlich trauen. 
Alice berichtete mir ausführlichst von Jaspers Antrag. Ich war richtig gerührt. Ich stell mir das so romantisch vor. Jasper ist ein echter Gentleman und Charmeur. Tage vor dem Antrag bat er doch tatsächlich Carlisle um die Hand seiner "Tochter". Du musst wissen, wir galten in Forks als Adoptivkinder von Carlisle und Esme damit wir keine Aufmerksamkeit erregten, denn Esme und Carlisle waren beide erst höchstens dreißig. 
Von der Bitte an Carlisle bekamen wir alle aber nichts mit. Es sollte für alle eine Überraschung werden. Selbst für Alice, obwohl es sehr, sehr schwer ist, Alice zu überraschen. Sie sieht ja alles schon im Voraus. Allerdings hat sie sich angewohnt sich nichts anmerken zu lassen. 

Jasper hatte sich jedenfalls was unheimlich Romantisches einfallen lassen. Nachdem ihm Carlisle die Erlaubnis gab, Alice heiraten zu dürfen, richtete er in einem alten Landhaus, das einige Meilen von uns entfernt lag und seit Jahren nicht mehr richtig bewohnt war, alles für den Antrag her. Gemeinsam mit Emmett, der zu dem Zeitpunkt keine Ahnung hatte, was Sache war, räumte er das Haus auf und richtete es für eine Nacht bewohnbar ein. Wenn man das Haus, das zuvor staubig und wirklich unbewohnbar war, nun betrat hätte man meinen können, eine adelige Familie wohnte hier. Alice hatte es mir zumindest am nächsten Tag exakt so erzählt. Sie sagte, Jasper habe sie am Abend mit in das Haus genommen und dort habe sie etwas erwartet, das sie in einen ihrer Träume zurückversetzte, zumindest dachte sie das. 
Gleich, als sie die Tür öffnete führten sie tausende rote Rosenblätter und Vasen mit Rosensträußen in ein Zimmer, das mit noch mehr Rosenblättern und Sträußen gefüllt war. Nur schwarze und rote Kerzen erhellten das Haus. In dem Zimmer, in dem Jasper sie überraschen wollte, brannte ein Kaminfeuer, das dem Raum eine so wohlige Wärme gab, dass Alice sich sofort darin verliebte. Sie erzählte mir, dass sie sich nichts Schöneres hätte vorstellen können. Mitten im Raum hatte Jasper für sie Decken ausgebreitet und zwei Flaschen mit Hirschblut gefüllt, um dem Ganzen, makaberer Weise, einen romantischen Touch zu verleihen. Er war kurz zuvor mit Emmett jagen gewesen und hatte einen ausgewachsenen Hirsch für sich und Alice erlegt und das Blut dann in Flaschen gefüllt, um es wie Wein wirken zu lassen. Gemeinsam vor dem Kamin sitzend und trinkend unterhielten sich die beiden über dieses und jenes, zumindest, soweit mir Alice das erzählt hat. Aber sie ließ nichts aus, darum denke ich, dass es in etwa so gewesen sein muss. Nachdem beide gegessen hatten, holte Jasper seine Gitarre und spielte Alice darauf ein extra für sie komponiertes Lied. Alice schmolz in dem Moment nur so dahin. Sie erzählte mir, dass sie Jasper zu diesem Zeitpunkt noch nie so geliebt hatte. Er brachte ihr so viel Zärtlichkeit entgegen an dem Abend, dass Alice sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Allein der Aufwand, den er sich für sie antat war ein Grund für Alice ihn mit ihrer Liebe zu belohnen. Jasper habe so vieles für sie getan. Seit er bei ihr ist, wäre alles so viel einfacher. Nicht so hektisch, wie zuvor. Sie meinte immer, er habe sie lange warten lassen. Aber nun, da er da ist, habe sie alles bekommen, was sie je wollte. Ein bisschen erinnerte mich das an mich selbst. Mit Emmett hatte ich mein Glück ja auch gefunden und so kann ich niemandem verdenken, wie schön es ist, jemanden zu haben, mit dem man sein Leben verbringen möchte. 

Mit seiner Musik brachte er Alices Herz zum Schmelzen. So leidenschaftlich, liebevoll und einfühlsam wie er spielte, hätte er wahrscheinlich jede Frau um den Finger gewickelt. Aber er wollte nur Alice, weshalb er so etwas auch nur für sie tun würde. Ich erinnere mich, dass Jasper mir einmal erzählte, er habe noch nie jemanden wie Alice gekannt und war auch nie so verliebt. Er hätte zwar die eine oder andere Affäre mit Vampiren gehabt, aber bisher war ihm nie mehr vergönnt gewesen. Er meinte, er habe in Alice eine Person gefunden, die es fertig bringt, ihn zu beruhigen, ihn zu besänftigen. Als er noch Soldat war, wurde ihm beigebracht mit Inbrunst für das Land einzustehen, aber Frauen waren dort grundsätzlich nicht erlaubt. Als er verwandelt wurde und bei den Kriegen der Vampire kämpfte und dort herhalten musste, habe er nie den Wunsch gehegt, sich zu binden, sich ernsthaft zu binden. Er hatte gedacht, ihm wäre dieses Glück die wahre Liebe zu finden, nicht vergönnt. Eine Art Bestrafung für seine Taten, für die Tode, die er zu verantworten hätte. Ein Gedanke, den ich nur zu gut kenne. Ich selbst hatte dieses Gefühl auch, nachdem ich mich an Royce gerächt hatte. Ein Gefühl, das einen vergessen lässt, wer man wirklich ist, was man wirklich braucht. Aber als Jasper Alice kennenlernte, war es für ihn, als würde ihm nun endlich vergeben werden. Er war zuvor schon auf der Suche nach Vergebung seiner Sünden, die er in all den Kriegen Jahre zuvor gemacht hatte. Und dann tauchte sie plötzlich auf und sein Leben machte wieder einen Sinn. Er wusste, warum er sich nicht einfach verbrennen hat lassen, weshalb er nicht einfach dafür sorgte, dass er endgültig starb. Alice habe alles verändert, wie er immer sagt. Plötzlich hatte alles einen Sinn und war lebenswert. Und er schwor sich, auch wenn es noch so schwierig sein würde, dem Drang einen Menschen zu beißen zu widerstehen, für Alice würde er es tun. Er würde nicht aufgeben, nicht solange sie an seiner Seite war und mit der Heirat wollte er, dass sie nie vergaß, wie sehr er ihr dankte, wie sehr er sie liebte für das, was sie für ihn getan hatte, auch wenn es mehr unbewusst war. 

Nun ja, ich sag ja, die Beziehung der beiden ist Emmett und meiner gar nicht so unähnlich. Auch wenn wir es mehr ausleben und zeigen, als die beiden. 
Alice sagte mir, sie hätte ihn am liebsten einfach in den Arm genommen an dem Abend und ihm gesagt, wie sehr sie ihn liebte. Ich denke, Alice ist, auch wenn sie anders tickt als ich, in gewisser Weise wie ich selbst. Sie war Jasper genauso dankbar, dass er bei ihr war, wie Jasper ihr und wie ich Emmett, dass er für mich da war. Sie liebt Jasper mit so viel Leidenschaft, die sie zwar nie zeigen würde, nie vor anderen, die aber sehr wohl vorhanden ist. Beinahe wie ich, nur, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ich Emmett nicht auch öffentlich zeigen könnte, was ich für ihn empfinde. 
Die Musik, die Jasper für sie spielte, sollte Alice darauf vorbereiten, was er gleich für sie bereithielt, auch wenn sie damit noch nicht wissen sollte, was er eigentlich vorhatte. Und Alice zeigte auch nicht, dass sie es wusste. Selbst wenn Jasper wusste, dass sie sein Vorhaben bereits gesehen hatte, er war ihr dankbar, dass sie es nicht zeigte, dass sie mitspielte. Jasper legte sehr viel Wert auf Tradition, weshalb er diesen Antrag auch sehr traditionell machte. Modern und einmalig, aber traditionell. Nachdem er sein Gitarrenspiel beendete, blickte er ihr lange in die Augen. Er sagte ihr genau das, was ich eben erklärt hatte. Wie sehr er sie liebte, wie sehr er ihr dankte, für das, was sie, wenn auch unbewusst, für ihn getan hatte. Wie sehr er sich ein Leben mit ihr wünschte und wie ungern er sie gehen lassen würde, wenn sie vorhätte zu gehen. 
"Du hast mein Leben verändert, Alice.", sagte er und lächelte sie an. "Ich liebe dich dafür so sehr, dass es mir schwer fällt dafür die passenden Worte zu finden, die das ausdrücken, was ich fühle. Vor dir gab es niemanden, der mich so fesselte, wie du es tust. Schon allein deshalb, weil ich das Gefühl hatte, ich würde mit ewiger Einsamkeit bestraft werden, für alles, was ich getan hatte. Doch du hast mir gezeigt, dass es nicht nur Krieg und Verdammnis auf dieser Welt gibt, sondern auch Liebe und Leidenschaft. Du hast alles verändert, Alice, und ich würde es nicht ertragen, wenn du mich wieder allein lassen würdest. Ich brauche dich." 
Alice lächelte ihn unaufhörlich und unweigerlich an. Sie meinte, sie konnte nicht anders, als lächeln. Hätte sie gekonnt, wären ihr die Tränen runtergekullert. Sie legte ihre Hand an seine Wange und strich ihm sanft darüber. Er schloss seine Augen und griff mit seinen Händen nach ihrer Hand, die sein Gesicht liebevoll berührte, und drückte sie mit sanftem Druck. Dann kniete er sich vor sie hin, ihre Hand immer noch fest in seinen beiden Händen, ließ ihren Blick nicht los und sagte mit so viel Liebe in der Stimme "Und darum frage ich dich hier und jetzt, Mary Alice Brandon, willst du meine Frau werden?" 

Alice schniefte kurz, auch wenn es nicht echt war, aber sie wollte ihm damit zeigen, wie gerührt sie war. Und sie lächelte, immer noch gerührt und verliebt zugleich. Sie schloss für einen Moment die Augen und dann nickte sie glücklich und sagte "Ja. Ja, Jasper, ja, das will ich." 
Als sie ihre Antwort gegeben hatte, seufzte Jasper glücklich. Er hatte gehofft, sie würde Ja sagen und als sie es dann tat, war er so erleichtert, dass sie es wirklich wollte und er holte aus seiner Jackett-Tasche eine Schmuckschachtel. Alices Augen weiteten sich vor Überraschung und Freude, das sehe ich richtig vor mir. Sie grinste ihn glücklich an und er steckte ihr einen traditionell silbernen 12-karätigen Diamantring an den Finger. Alice strahlte ihn an und fiel ihm unendlich glücklich um den Hals und küsste ihn. Sie küsste ihn mit so viel Leidenschaft und Liebe, dass er alle Zweifel, die er hatte, die ihm einredeten, sie würde ihn irgendwann verlassen wollen, verlor und er erwiderte ihre Küsse mit derselben Leidenschaft, die sie ihm entgegenbrachte. 
Oh, es war einfach wundervoll, als ich davon erfahren habe. Ich freute mich so sehr für Alice, dass es richtig untypisch für meine Verhältnisse war. Ich muss zugeben, dass ich immer eifersüchtig war, wenn jemand etwas hatte, das ich nicht hatte. Aber hier, bei Alice, war mir das vollkommen egal. Ich fand es richtig niedlich, wie sehr sich Jasper um sie bemühte. Meine Vermutung, wieso ich diese Eifersucht bei Jaspers Antrag nicht fand, war wohl deshalb, weil ich selbst mit Emmett so glücklich war, dass mir diese Kleinigkeit egal war. Und wieso sollte ich auch auf etwas eifersüchtig sein, das ich selbst doch schon hatte? 

Als wir eines Abends bei Kerzenschein zuhause saßen und Jasper und Alice uns verkündeten, dass sie heiraten wollten, fand Carlisle es einen schönen Anlass auch gleich zu verkünden, dass wir wieder umziehen sollten. Carlisle hatte, während seiner Aufenthalte in Alaska, viele Beziehungen geknüpft und da wir bereits seit zehn Jahren in Forks waren und langsam keine Ausrede mehr hatten, wieso wir nicht altern, mussten wir eine Lösung finden. Außerdem, meinte Carlisle, wollte er neuen Streitereien mit dem Häuptling der Quileute aus dem Weg gehen. Es ist nämlich so, Vera, dass Carlisle mit Billy Black, dem Häuptling eines Indianerstammes, einen Packt geschlossen hat, dass wir in ihrem Revier keine Beute reißen dürfen und dass wir keinem Mensch etwas zuleide tun dürfen. Wir alle mussten diesen Packt unterzeichnen und uns daran halten. Im Gegenzug dürfen auch die Quileute nicht in unser Revier und müssen uns in Frieden lassen. Die Quileute, Vera, sind – und ich weiß, dass dich das jetzt aus den Socken hauen wird, denn ich selbst kann es auch nicht direkt begreifen – Werwölfe. Und Werwölfe sind die Feinde der Vampire, weshalb wir uns vor ihnen in Acht nehmen müssen. Und da sie in der Nähe von Forks angesiedelt sind, musste Carlisle Vorkehrungen treffen, als wir hierher zogen. Es ist kompliziert zu erklären, wieso und warum, aber ich wollte dir nur einmal davon erzählen, wie unser oder besser mein Leben nun aussieht. 

Dass wir wieder umziehen sollten, fand ich weniger toll, da ich glaubte, hier endlich mein Glück gefunden zu haben und nun sollte ich ein neues Leben in Alaska aufbauen. Ich sträubte mich mit Händen und Füßen gegen diesen Umzug. Ich denke, dass ich Carlisle mit meinem Eigensinn ziemlich genervt habe damals. Aber es war für mich ein Graus, mir vorzustellen, dass ich umziehen sollte. 
Nach langem Hin und Her und nach unzähligen Versprechungen von Emmett, dass alles gut werden würde, willigte ich schließlich doch ein. Ich war zwar nicht begeistert, aber ich konnte mich gegen Emmett und seine Begeisterung nicht wehren. Ich wollte ihm und dem Rest meiner Familie nicht wehtun, also biss ich in den sauren Apfel. 
Oh, Vera, du weißt ja gar nicht, wie furchtbar es für mich war, meine Sachen zu packen, damit wir umziehen konnten. Ich fand es traurig, da ich diesen Ort so liebgewonnen hatte. Doch es half nichts. Ich musste mich fügen und so packte ich alles zusammen, um in Alaska ein neues Haus zu beziehen. 
Ich wusste, dass wir in spätestens weiteren zehn Jahren wieder umziehen würden, was mir das Packen wesentlich leichter machte. Ich hatte die Hoffnung, dass wir möglicherweise wieder hierher nach Forks ziehen könnten. Nur vorher musste ich zehn Jahre über mich ergehen lassen. Und das in Alaska. 
Mein einziger Lichtblick war Emmett. Ich wusste, dass es ihm in Alaska gefallen würde. Allein das Angebot an Eis-, Schwarz- und Braunbären ist für ihn ein Grund dorthin zu ziehen. Und die Tatsache, dass es in Alaska kalt und eisig ist, hat für uns etwas sehr Positives. So können wir uns weiterhin in der Öffentlichkeit zeigen und müssen uns nicht verstecken. Außerdem hatte ich mitbekommen, dass die Häuser in Alaska sehr weit von einander entfernt sind, was die Aussicht auf Nachbarn zum Glück minderte. Carlisle meinte zwar, dass der Denali-Clan (eine Vampirfamilie, mit denen Carlisle sehr gut befreundet ist) ganz in der Nähe wohnte, aber wir würden uns jagdtechnisch nicht in die Quere kommen, was so viel bedeutet, wie dass sie doch einige Meilen von uns entfernt sind. 

Da ich es hasste mich am Umzug direkt zu beteiligen, schnappte ich mir Alice etwa eine Woche vor dem Umzug und ging mit ihr eine Planungsliste für ihre Hochzeit durch. Alice, die sich ewig über Klamotten und Mädchensachen unterhalten konnte, war sofort Feuer und Flamme für meinen Vorschlag. Sie meinte, sie habe sich schon viele Gedanken gemacht, was für mich die Sache sehr vereinfachte. Wir setzten uns in den Wald und gingen die groben Schritte für die Planung durch. 
Es war witzig, mit ihr über Hochzeiten zu sprechen. Sie war bereits auf mehreren Hochzeiten von Vampiren gewesen, weshalb sie sich eine Vorstellung für ihre eigene gemacht hatte. Nun ja, das Gespräch, das wir im Wald führten, war mehr ein Austausch von Erlebnissen und Erfahrungen. Alice erzählte mir, wie sie die letzte Hochzeit, auf der sie war, miterlebte und wollte natürlich alles über meine Hochzeit wissen. Dass ich da natürlich sofort voller Leidenschaft erzählte, müsste dir klar sein. Ich liebte das Thema Hochzeit, also war es für mich die perfekte Ausfüllung dieses Tages. 

Ich erzählte Alice alles, angefangen von Emmetts Antrag bis hin zum Feuerwerk. Ich ließ nichts aus. Beinahe wie bei dir, nur dass meine Erinnerungen damals noch etwas schärfer waren, als heute. Alice war fasziniert und stellte Fragen über Fragen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich mich gefühlt habe. Ich war absolut in meinem Element und am Ende des Tages, den wir im Wald verbracht hatten, hatten wir auf unserer Liste stehen, dass Alice die Farbe Flieder haben wollte. Sie wollte fliederfarbene Blumen und fliederfarbene Einladungen. Die Kleider der Brautjungfern mussten fliederfarben sein und auch die Dekoration. Und ich finde, sie hatte vollkommen Recht damit. Flieder passt zu ihr. Du musst wissen, Vera, Alice ist jemand, der sehr aufgeweckt und fröhlich ist. Ja, beinahe wie ein kleines Elfchen, das immer am Zaubern und Unterhalten ist. Sie ist entzückend. Doch für ihre Hochzeit wollte sie, dass sie nicht das flatterhafte Mädchen ist, für das man sie halten könnte. Sie wollte, dass ihre Hochzeit einen seriösen Eindruck machte. Und genau das bewirkt Flieder. Ich persönlich hätte es nicht anders gemacht an ihrer Stelle. Sie hat das perfekte Modebewusstsein und so entschieden wir auch gleich, was für Kleider die Brautjungfern haben sollten. Alice machte mich zu ihrer Brautjungfer. Ich bin heute noch stolz darauf diese gewesen zu sein. Als ich bei deiner Hochzeit Brautjungfer war, war ich noch stolzer, aber bei Alice war es mehr diese Sache, dass ich nicht mehr unverheiratet war. Du weißt ja, als verheiratete Frau war es nicht üblich als Brautjungfer zu fungieren. Aber bei unseren Familienverhältnissen war das etwas völlig anderes. Bitte denke nicht, dass ich deine Hochzeit vergessen hätte, denn das wäre völliger Blödsinn. Ich erinnere mich daran noch so gut, als wäre es kurz vor meiner eigenen Hochzeit gewesen. 

Oh, ich weiß noch, wie aufgeregt wir waren. Und du erst. Ich seh dich noch immer im Pyjama herumhüpfen und ganz nervös auf und ab gehen. Ich musste dir heiße Milch mit Honig machen, damit du dich beruhigen konntest. Es war ein unvergesslich schöner Tag. Und du als Braut warst umwerfend. Du stelltest viele Bräute in den Schatten, das kann ich dir versichern. Ich weiß noch, wie eifersüchtig ich war, dass du bereits heiraten konntest und ich noch immer warten musste. Aber jetzt, im Nachhinein, denke ich, dass es wohl besser so war. Hätte ich nicht warten müssen, wäre ich wahrscheinlich mit Royce verheiratet. Ich muss ja zugeben, dass mich die Vorstellung nicht abschreckt, da ich dann noch ein Mensch wäre und Kinder haben könnte. Ich hätte Geld, wäre die Frau eines reichen Unternehmers und könnte alles haben, das ich mir wünschte. Aber ... auf der anderen Seite hat mir Royce so wehgetan, dass ich die Vorstellung neben ihm im Bett zu liegen, nicht ertrage. Und außerdem gibt es da noch Emmett. Ihn allein zu lassen, so sehr ich mir auch ein menschliches Leben wünsche, aber Emmett zu verlassen? Ich weiß nicht, was ich tun würde, würde man mir anbieten, ein menschliches Leben führen zu können, Kinder bekommen und einen Mann heiraten zu können, der keine bösen Absichten hat, allerdings ohne Emmett. Ich weiß es nicht. Ich könnte Emmett nicht verlassen, aber ein menschliches Leben zu führen ist mein größter Traum. Vera, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was ich tun würde. 

Die letzte Woche verging und ehe ich mich versah war ich bereits in unserem neuen Haus in Alaska. Wir hatten ein großes Haus, beinahe so groß wie das in Forks, mit vielen Fenstern und großen Zimmern. Carlisle hatte ein wirklich schönes Haus ausgesucht, das muss ich zugeben. 
Kurz nachdem wir angekommen waren, suchten wir uns die Zimmer, in denen wir unsere Kleider und Habseligkeiten aufbewahren wollten. Für andere Dinge brauchten wir das Schlafzimmer nicht. Geschlafen wurde bei uns nicht. 
Emmett und ich wählten das Zimmer, das am meisten Licht hatte. Wir hatten einen großen Balkon, der sich über mehrere Zimmer verteilte und mehrere Zugänge hatte. Eingerichtet war unser Zimmer schnell. Aufgrund unserer Geschwindigkeit hatten wir diese Kleinigkeit in knapp zwei Stunden erledigt und konnten uns bereits unserer Freizeit widmen. 
Um Emmett eine Freude zu machen schlug ich vor, als Einweihungsgeschenk, den Bären einen Besuch abzustatten. Emmett war sofort dabei und wir machten uns sofort auf den Weg. Die Erkundung des Gebietes war nicht schwierig. Alaska ist so ... ja fast karg, dass es nicht lange dauerte, bis wir einen Bären sichteten. Ein ausgewachsener Braunbär, der sich gerade auf dem Schnee, der um diese Jahreszeit massenweise lag, sonnte. Emmett grinste mir zu und ging sofort in Position. Ich hielt mich im Hintergrund und ließ ihm seinen Spaß. 

Es war faszinierend mitanzusehen. Emmett ging in die Hocke und pirschte sich langsam an den Bären heran. Irgendwo tat mir der Bär auch leid. Er wusste noch nicht, dass er in den nächsten Minuten sein Leben verlieren würde. Und dann schlug Emmett zu. Er sprang auf den Bären und fing an mit ihm zu spielen. Er reizte ihn und ließ ihn immer wieder aufbrüllen. Ich musste lachen, da Emmett derart viel Spaß dabei hatte, den Bären zu nerven. Dann ging alles ganz schnell und Emmett biss dem Braunbären die Halsschlagader durch. Das Blut floss und Emmett rief mich zu sich. 
Ich sättigte mich an dem Blut und ließ mich kurz darauf in den Schnee fallen. Ich weiß noch, dass es unheimlich schön war. Alaska mit seinen schneebedeckten Bäumen und der anhaltenden Dunkelheit ist wirklich ein Erlebnis für sich. 
Ich wartete, bis Emmett fertig gegessen hatte und sich zu mir gelegt hatte. Dann drehte ich mich zu ihm und legte mich in seine Arme. Ich liebte es, so bei ihm zu liegen. Er war so unendlich liebevoll, wenn wir alleine waren. Auch damals. Als ich in seinen Armen lag konnte er es nicht lassen, mir Komplimente zu machen und mich zu küssen. Nicht, dass ich das gewollt hätte, dass er damit aufhört, aber wenn wir alleine waren, war er noch viel ausgiebiger damit als sonst. Und an jenem Abend sparte er ebenfalls nicht damit.
Angst
Ich hatte mich für das Musikstudium entschieden. Ich hab dir ja erzählt, dass ich dieses Fach vor einigen Jahren als Nebenfach gewählt hatte. Und da ich mich darin verbessern wollte, wählte ich es. Es ist ein wirklich faszinierendes Studium. Langwierig, aber unglaublich interessant. Ich lernte innerhalb von einem Monat alle Sonaten aus meinem Buch auswendig. Mein Professor war hin und weg. Er sagte immer wieder, wie sehr er es genießt meiner Musik zu lauschen. Ich war richtig eifrig bei der Sache. Mir gefiel die Musik, die ich spielte und ich merkte, dass ich eine weitere große Leidenschaft hatte. Neben Emmett und den Autos liebte ich die Musik. Ich konnte gar nicht mehr aufhören Klavier zu spielen. Es war ein so unglaubliches Gefühl, dass ich in dieser Zeit beinahe mehr mit dem Klavier machte, als mit Emmett. Nun ja, ganz so extrem war ich nicht, aber Emmett, der sich für das Hauptfach Juristik entschlossen hatte, war nicht ganz so begeistert wie ich, dass ich meine Zeit mit Klavierspielen verbrachte. 

Hingegen mein Professor, Dr. Frank Presley – nein, er war nicht mit Elvis Presley verwandt, liebte die Musik aber genau wie er – konnte davon nicht genug bekommen. Häufig saß er im Vorführraum, in dem ich übte. Ich mochte den Raum, da er groß und meistens verlassen war, wenn nicht gerade eine Prüfung in diesem Fach anstand. Aber so war er geeignet für ruhige Stunden, die man nur mit dem Klavierspielen verbringen konnte, ohne, dass man unterbrochen wurde. 
Die ersten paar Male genoss ich es richtig, dass ich den Professor als Publikum hatte. Ich war stolz darauf, dass ausgerechnet er meine Musik so liebte. Doch je öfter er meine Musik genoss, desto lästiger wurde der Umstand. Weißt du, Vera, Dr. Presley war ein gutaussehender, junger Dozent, der unheimlich gut musizieren konnte. Er machte Edward beinahe Konkurrenz auf dem Klavier, aber so ganz kam er dann an den Meister nicht heran. Er war in etwa in Carlisles Alter und je öfter er mir beim Üben zuhörte, desto mehr wurde mir klar, wieso er es tat. Als ich kurz vor der Mitte des Studiums war, konnte ich nicht glauben, wie dumm ich war, dass ich es nicht früher gemerkt hatte. Dr. Presley war zwar auch an meiner Musik, wohl aber mehr an mir interessiert. All die Jahre, in denen ich mit Emmett verheiratet war, hatte es dieses Problem, dass ich schön und für andere sehr anziehend war, nicht gegeben. Wir hatten es so publik gemacht, dass andere gar keine Chance hatten, sich an einen von uns heranzumachen. Ich wusste zwar, dass es sehr wohl Interessenten gab, aber da ich Emmett hatte, nahm ich nie an, dass irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, es nicht doch zu versuchen und mich anzusprechen. Der Grund, wieso uns niemand ansprach, war wohl auch, dass wir uns zurückzogen. Wir zeigten offen, dass wir zusammen waren und wir zeigten uns, aber wir ließen nicht zu, dass sich uns jemand näherte. 

Doch in diesen Jahren war das schwieriger geworden. Da Emmett mit seinem Studium sehr viel zu tun hatte, da Juristik nun wirklich kein einfaches Fach ist, kamen wir kaum dazu uns gemeinsam an der Universität sehen zu lassen. Nur sehr wenige Leute wussten, dass Emmett und ich verheiratet waren. Mein Dozent kannte nur meinen Vor- und Nachnamen und wusste sonst nicht viel von mir. Er wusste, dass ich eine sehr begabte Pianistin und wohl schöner, als alle anderen war. Aber von meinem Ehemann hatte er keine Ahnung. 
Und ich war so naiv, dass ich blind in eine mehr oder weniger bewusst gebaute Falle lief. Die ersten paar Mal hörte er nur zu, gab mir Tipps und machte mir gelegentlich das ein oder andere Kompliment zu meiner Frisur, zu meiner Figur, zu meinem Gesicht und so weiter. Ich hätte da schon nachdenken sollen. Aber in meinem Eifer, zu einer sehr guten Pianistin zu werden, überhörte ich diese Anspielungen. Oh, ich war ja so naiv, Vera. Noch heute schäme ich mich dafür, dass ich nicht klüger war. Es war ja so offensichtlich. Ja, selbst berührt hatte er mich gelegentlich. Ich nahm die meiste Zeit an, es wären nur Ausrutscher, er hätte mich versehentlich berührt, aber je häufiger die Berührungen wurden, desto mulmiger wurde mir. 

Als ich nun die Mitte meines Studiums erreicht hatte und die Prüfungen für mein nächstes Studiensemester geschafft hatte, saß ich eines Tages wieder am Klavier und spielte. Ich spielte schon etwa zwei Stunden, doch Dr. Presley war noch nicht da. Ich weiß nicht, wieso er später gekommen war, aber kurz bevor ich aufhören wollte zu spielen, trat jemand in den Raum. Ich war so vertieft in mein Spielen, dass ich nicht merkte, wie jemand hinter mich trat. Als ich geendet hatte, klatschte der jemand hinter mir begeistert in die Hände und machte mir Komplimente. "Oh, Miss Hale, das war einfach unglaublich. Das war himmlisch. Ihre Spielweise wird immer besser. Wenn Sie so weiter machen könnte es sogar sein, dass ich Sie für die Stadtfestspiele anmelde.", schleimte er und ich lächelte vor Stolz. "Im Ernst, Miss Hale, ich kann mich nicht erinnern jemals so stolz auf einen meiner Studenten gewesen zu sein." 
Ich bedankte mich höflich und wollte gerade nach meinem Buch mit den Klavierstücken greifen, als ich zwei gierige Hände an meiner Taille spürte. Ich stockte, hatte keine Ahnung, was da gerade passierte. Ich hatte nicht damit gerechnet und rührte mich nicht mehr. Ja, ich hörte auch auf natürlich zu atmen. Meine Augen hatten sich vor Schreck geweitet. 
"Sie sind sehr begabt, Miss Hale. Und ich bin sicher, wir finden noch weitere Talente, die sie perfekt beherrschen.", sagte er schmierig und drückte seine Hände an meine Taille. 

Es war, als wäre ich kurzzeitig in einem Wachkoma gewesen. Als eine seiner Hände nach oben zu klettern anfing, griff er mit seiner anderen Hand nach meiner, die noch immer auf dem Flügel verweilte, in der Hoffnung demnächst weiterspielen zu können. Mit sanftem Druck nahm er meine Hand in seine und da fing ich an zu schalten. Ich realisierte plötzlich, was er da tat. Verwirrt und doch wütend riss ich mich los, sah ihn angewidert an und stand ruckartig auf. Ich war so schnell auf den Beinen, dass er gar nicht mitbekam, was genau da gerade passierte. Ich war meiner Schnelligkeit in diesem Moment so dankbar. Ich wollte nur mehr weg. Weg von diesem ... diesem ... Scheusal. Ich konnte nicht glauben, dass Presley tatsächlich so schmierig und ekelhaft war. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er solche Absichten hatte. Ich schämte mich in diesem Moment so sehr, dass ich nicht früher auf diesen Gedanken gekommen war. Dass ich erst als es bereits passiert war, angefangen hatte, zu handeln. 

So schnell ich konnte rannte ich zu Emmett und ließ mich in seine Arme fallen. Er war gerade in unserer Studentenwohnung und lernte für seine nächste Prüfung, als ich völlig aufgelöst zu ihm kam. 
Ich denke, ich hatte ihm richtig Angst gemacht, als ich mich an ihn klammerte und ihn unbedingt bei mir haben wollte. Ich krallte mich an seinen Armen fest und drückte mich an ihn. In diesem Moment war ich Gott so dankbar, dass ich Emmett hatte, dass ich ihm schluchzend, wenn auch unecht, gestand "Emmett ... ich liebe dich. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich brauche ... Halt mich fest, Emmett. Bitte, halt mich fest ...". Emmett umarmte mich fest und drückte mich noch enger an sich. Er küsste mich auf den Hinterkopf, strich mir die Haare aus dem Gesicht und sagte leise "Ich bin ja da, Engel. Hey, ist ja gut. Ich liebe dich doch auch ... Rose, ich bin bei dir." 
Wir saßen lange so da. Er hauchte mir immer wieder zu, dass er da wäre, dass alles gut wäre und ich klammerte mich fest an ihn. Ich hatte richtig Angst, dabei war doch gar nichts passiert. Ich kam mir so dumm vor, Vera. 
Im Grunde genommen hatte mir Presley nicht wehgetan. Er hatte mich nur berührt. Aber diese ... Berührung hatte in mir etwas ausgelöst. Eine Angst, die so ... so unglaublich tief saß, dass ich ohne Dr. Presleys Hilfe womöglich nicht darauf gekommen wäre, dass sie überhaupt existierte. Ich hatte plötzlich so eine unendlich große Angst, das, was Royce mir angetan hatte, noch einmal durchleben zu müssen. Wieder vergewaltig, gegen meinen Willen für Sex missbraucht zu werden. Ich wollte nicht wieder das Opfer sein. Ich hatte doch so gehofft, dass ich das alles hinter mir hatte. Und dann passierte so etwas. 

Zu dieser Angst schlich sich eine zweite. Ich hatte plötzlich so große Angst Emmett zu verlieren, plötzlich ohne ihn dazustehen, ohne ihn leben zu müssen, mit jemand anderem mein Leben zu teilen, dass ich es nicht mehr aushielt, ihn nicht bei mir zu spüren, nicht zu wissen, dass er bei mir war – für immer. 
Ich wusste ja, dass er da war, dass er mich nicht verlassen würde, dass er nicht zulassen würde, dass ich ihm weggenommen wurde, dass mir wehgetan wurde, aber diese Angst war in diesem Moment so groß, dass ich jeden anderen Gedanken aus meinem Gehirn entfernt hatte. 
Irgendwann, nachdem ich meinen Druck um Emmetts Nacken verringert hatte, setzte er sich mit mir auf das Bett, das im Zimmer stand und legte mir die Bettdecke um. Mir war nicht kalt, nur wollte Emmett mir zeigen, dass mir nichts passieren konnte und nahm mich mitsamt der Decke wieder fest in die Arme. Ich hielt mich immer noch bei ihm fest und zitterte. 
"Hey, was ist denn los? Rosalie, so kenne ich dich gar nicht.", sagte er und drückte mich an sich. "Süße, jetzt beruhige dich doch. Ich bin doch da." 
Ich nickte, legte meinen Kopf an seine Brust und zitterte. Immer wieder ließ ich Schluchzer hören. 
"Rose, was ist passiert? Hat dir jemand wehgetan?", fragte er und sah mich fragend an. Ich wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen und hob meinen Kopf. 

Ich erzählte ihm, was passiert war. Was Dr. Presley getan hatte. Und dass ich plötzlich Angst hatte, Emmett gegen ihn eintauschen zu müssen. Dass ich Angst hatte, dass Royce in Form von Dr. Presley wiedergekehrt war und sich nun an mir rächen wollte. Ich weiß, es ist albern, aber diese Angst war nun mal da. 
Emmett hörte mir aufmerksam zu und versuchte zu verstehen, wieso ich diese Angst hatte. "Rose, du weißt doch, dass ich niemals zulassen würde, dass mir jemand dich wegnimmt. Niemals werde ich zulassen, dass dir jemand wehtut. Hab keine Angst, Süße. Ich bin ja da und ich werde immer da sein, das habe ich dir versprochen, erinnerst du dich?" 
Schluchzend und zitternd nickte ich. Erneut schlang ich die Arme um Emmett und klammerte mich an ihn. "Oh, Emmett ... ich hatte solche Angst." 
"Ich weiß. Komm her, jetzt bin ich ja da. Ich lasse dich nie wieder alleine mit ihm, das verspreche ich dir.", versicherte er mir und strich mir über den Kopf. "Hey, jetzt beruhige dich doch wieder. Dr. Presley ist nicht hier und er wird dir auch nicht mehr zu nahe kommen. Dafür werde ich schon sorgen." 

"Was hast du vor, Emmett?", schluchzte ich und löste mich aus meiner Umklammerung. Ich sah ihm in die Augen und runzelte die Stirn. "Du wirst doch nicht –" 
"Nein, so radikal werde ich ihn nicht aus dem Verkehr ziehen.", sagte er ernst und strich mir übers Gesicht. "Nein, ich habe da eher an eine natürlichere und ungefährlichere Variante gedacht." 
Er grinste mich an und zog meinen Kopf zu sich, um seine Lippen auf meine zu legen. Unendlich froh Emmetts Lippen und Hände auf mir zu spüren schlang ich erneut meine Hände um den Mann, den ich so liebte, den ich so brauchte. Doch dieses Mal nicht aus Angst, sondern aus Leidenschaft. 

Es dauerte nur ein paar Tage, bis Emmett seinen Plan, Dr. Presley aus dem Verkehr zu ziehen, in die Tat umsetzte. Er hatte mir nicht wirklich gesagt, was genau er tun wollte, er machte mir nur ein paar Andeutungen. 
Es widerstrebte mir in die Vorlesungen von Presley zu gehen. Ich fühlte mich unwohl ihm gegenüber zu sitzen und zu wissen, was in seinem Kopf vorging. Sobald ich meine Gedanken auf diesen Abend lenkte spürte ich überall seine Hände. Ich fand es widerlich, Vera. Ich war kurz davor meinem Studium ein Ende zu setzen. Ich hatte keine Lust dieses Scheusal noch öfter zu sehen, dass ich mir bereits vorgenommen hatte, Emmett am Abend zu sagen, dass ich nicht mehr studieren wollte. 
Doch, an jenem Tag, an dem Emmett seinen Plan umsetzte, saß ich im Vortragssaal und hoffte, dass Presley nicht zu mir blickte. Meine Hoffnungen wurden aber zerstört, als er in den Saal trat und sich umsah. Sofort ruhten seine Augen auf mir und mir lief es kalt den Rücken hinunter. Ich konnte diesen ekelhaften Menschen nicht mehr sehen und hoffte, dass Emmett bald etwas gegen ihn tat, bevor ich selbst zu handeln begann. Und das tat Emmett. 

Gleich nach der Stunde, es hatte vor zwei Sekunden geläutet, kam Emmett in den Saal und ging auf mich zu. Ich sah ihn verblüfft an und war noch verblüffter, als er mich an sich riss und mir einen so leidenschaftlichen, aber auch so unendlich sanften Kuss auf die Lippen hauchte, dass ich ganz vergaß, dass Dr. Presley seine Augen noch immer auf mir hatte. Während des Kusses öffnete ich, zwar widerstrebend, aber bestimmt, die Augen und lugte zu ihm. Oh, Vera, du hast ja keine Ahnung, wie er uns angaffte. Wie vor den Kopf gestoßen hatte er seine Augen weit aufgerissen und blickte auf Emmett, der mich noch immer leidenschaftlich küsste. 
Als Emmett sich von mir löste, strich er mir über meine Wange und sagte "Ich liebe dich, Rosalie.", küsste mich noch einmal und ging dann auf Presley zu. Er stellte sich neben ihn, legte einen Arm bestimmend um ihn und sagte mit selbstbewusster Stimme "Presley, wenn ich noch einmal erfahre, dass Sie meine Frau in irgendeiner Weise belästigen, sie auch nur falsch ansehen, kann es passieren, dass ich nicht ganz so freundschaftlich reagiere. Das soll nur ein guter Rat an Sie sein. Und glauben Sie mir, ich finde es heraus, auch wenn Sie noch so raffiniert handeln." 

Presley, der zuerst nur total verblüfft neben ihm stand und ihm zuhörte, ging ein paar Schritte zurück und sah Emmett verdattert an. "W-was meinen Sie?", fragte er unwissend und versuchte gefasst zu klingen. Er machte große Augen, als würde er etwas verheimlichen wollen. Vera, diese Szenen waren besser, als Kabelfernsehen heute. 
"Sie haben mich schon verstanden.", sagte Emmett ruhig. "Also denken Sie daran, Presley, sollten Sie weiterhin Ihre Fantasien an meiner Frau ausleben wollen, dürfen Sie sich die Radieschen von unten ansehen." 
Ich konnte mir ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Emmett verstand es Leuten Angst einzujagen, aber diese Drohung war einfach unglaublich lustig. 

Dr. Presley sah zuerst Emmett verängstigt an, blickte dann kurz zu mir und wieder zu Emmett. Als er mich anblickte warf ich ihm einen giftigen Blick zu und musste mich zusammenreißen, um Emmett nicht sofort um den Hals zu fallen. Presley sagte nichts mehr. Er holte einmal tief Luft und ging dann stocksteif an mir vorbei nach draußen. Wir waren die letzten im Vortragssaal, sodass niemand etwas davon mitbekommen hatte. Als Presley aus dem Raum verschwunden war lief ich auf Emmett zu und küsste ihn so stürmisch, als hätte ich ihn ewig nicht mehr gesehen. Er drückte mich fest an sich, lächelte mich an und sagte "Ich denke nicht, dass er uns noch einmal Probleme bereiten wird." 
Ich grinste zurück und sagte "Danke ... danke, Emmett. Ich liebe dich. Du weißt gar nicht wie sehr." 
"Doch, das weiß ich. Denn ich liebe dich genauso.", versprach er mir und mit einem unendlich schönen Kuss besiegelten wir unser Geständnis.
Erinnerst du dich noch?
Nachdem Emmett Presley so gedroht hatte, legte dieser sein Amt als Dozent nieder und verschwand von der Uni. Es hatte mich gewundert, dass er deswegen die Universität verließ. Schließlich musste er sich nur an die Spielregeln halten, dann würde ihm nichts passieren. Doch erst später erfuhr ich, dass Presley gelegentlich seine Fantasien an jungen Studentinnen ausließ. Er hatte Spaß daran junge Frauen aus der Fassung zu bringen und mit ihnen seine Spielchen zu treiben. Nur bisher hatte sich niemand so gewehrt wie ich. Einige der Studentinnen, die von ihm bedrängt wurden, hatten erst nachdem er von der Universität verschwand, Anzeige gegen ihn erhoben. Darum weiß ich, was dieser Idiot getan hatte. Auf meine Aussage verzichtete ich, denn wenn ich ausgesagt hätte, hätte das Geheimnis um meine Personalien und meine Herkunft wohl einen größeren Skandal ausgelöst, als das eigentliche Problem. 
Als Presley verschwunden war bekamen wir einen älteren Dozenten, der mich zwar genauso lobte, mir jedoch nie bei meinen Übungsstunden zuhörte. Nun ja, ich vermied es seither auch, mich in diesem Saal aufzuhalten. Ich hatte wenig Lust das Ganze noch einmal zu durchleben, weshalb ich meine Freizeit fortan mit Emmett verbrachte. 

Je näher ich meiner Diplomarbeit kam, desto schneller verging die Zeit und ehe ich mich versah befand ich mich am Ende meines Studiums und hielt mein Abschlusszeugnis mit Auszeichnung in Händen. Oh, Vera, ich war so stolz auf mich. Ich hatte tatsächlich durchgehalten. Ich hatte es durchgehalten und hatte mein Studium nicht vorzeitig abgebrochen. Ich war wirklich stolz auf mich. 
Auch Emmett, der das Studium zwar nicht so sehr genoss wie ich, es aber dennoch mitmachte, schloss die Universität in Alaska mit einem sehr positiven Zeugnis ab. Mir war immer schleierhaft, wieso Emmett ausgerechnet Jura als Hauptfach gewählt hatte, da er nie der Typ war, der gerne lernte und Jura ist weiß Gott nicht einfach, aber er meinte, er wolle sich mit dem Rechtssystem auseinandersetzen. Und das tat er mit Erfolg. Eine Auszeichnung schaffte er zwar nicht, aber er war nun zugelassener Anwalt. 
Ich war so stolz auf ihn, als ich seine Zulassung sah. Und er selbst war auch sehr stolz auf sich, da er sich nie gedacht hätte, dass er das tatsächlich einmal schaffen würde. Es ist so, Vera, Emmett war nie besonders glücklich, wenn es hieß, er sollte lernen. Schon als Mensch war er viel lieber jagen, als vor seinen Büchern. Aber als ich ihn fragte, wieso er es plötzlich doch konnte, meinte er, er habe eine schöne Motivation gefunden. Du kannst dir ja vorstellen, wer damit gemeint war. Ich fühlte mich geehrt und versprach ihm, dass ich ihn während seiner nächsten Vorhaben genauso motivieren würde. 

Alice, die ja ebenfalls mit uns studierte, studierte Kunst. Sie war schon immer eine Künstlerin und mit ihrer lustigen und elfenhaften Art war sie die geborene Kunststudentin. Sie schloss ihr Studium ebenfalls mit Auszeichnung ab und bereicherte die Universität mit ihren faszinierenden Kunstwerken. 
Jasper studierte Psychologie und Philosophie. Ich habe dir ja erzählt, dass er die Gabe der Gefühlsbeeinflussung besitzt. Und für die Fächer Psychologie und Philosophie war er wie geschaffen. Es passte perfekt zu ihm. Ich muss wohl nicht sagen, dass auch er mit Auszeichnung die Universität verließ. Er war in den Augen der Professoren ein sehr begabter Psychologe und hätte das Zeug zum Professor gehabt, aber Jasper lehnte ab. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn ein Vampir den Studenten etwas über Gefühle und die Psyche mancher Menschen erzählte. Er hätte ihnen womöglich noch genau erzählen können, was sie gerade beschäftigte. Beinahe wie Edward. Nur Edward hätte nur kurz fragen müssen, ob jeder die Hausaufgabe gemacht hatte, und hätte sofort gewusst, wem er eine Eins und wem eine Sechs eintragen konnte. 

Ich beneidete Edward für seine Fähigkeit. Er meinte zwar immer, es würde eine große Belastung sein, aber ich stelle es mir wirklich interessant vor. Was hätte ich dafür gegeben einmal diese Fähigkeit einsetzen zu können, als ich noch in der Schule war. Ich war schon immer interessiert daran, was andere Mädchen über mich dachten. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn das tatsächlich funktioniert hätte. Wenn ich an einem öffentlichen Ort unterwegs war und ich in die Gesichter der Menschen sah, die mich anblickten, erkannte ich zwar sofort, wann jemand Zuneigung oder Neid empfand, aber es ist nicht dasselbe, wie wirklich zu wissen, was sie beschäftigt, wieso sie mich nicht leiden konnten oder wieso sie mich mochten. Besonders bei den Mädchen wäre es interessant. Die Mädchen in der Highschool wären am interessantesten gewesen. Gerade, wenn es um Eifersucht ging. Jede wollte besser sein, als die andere. Ich fragte mich oft, ob ich genauso war. Doch meistens fiel mir dann ein, dass ich schöner als die meisten Mädchen war. Und die paar Ausnahmen, die mir Konkurrenz hätten machen können, stach ich immer irgendwie aus. Meine Mutter hatte schon dafür gesorgt, dass ich die Schönste war und auch blieb. 
Ich bin sicher du erinnerst dich noch daran, Vera, wie wir über Mary Thompson gelästert haben. Sie hatte dunkelbraune, lange Haare, die sie tagtäglich zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Ich weiß noch genau, dass du einmal gesagt hast "Ich glaube, sie hat zuhause keinen Spiegel, sonst würde sie merken, wie bescheuert dieser Zopf aussieht." Wir mussten die ganze Mathe-Stunde über lachen bis Professor Hugh uns auseinander setzen. Ich war ja so sauer auf ihn. Aber noch ärgerlicher war ich auf Mary. Sie hatte mir schließlich diese Misere eingebrockt. 

Professor Hugh rief nämlich noch am selben Tag meine Eltern an und zuhause warteten meine Eltern mit verärgerter Miene auf mich. Meine Eltern schimpften nur sehr selten, aber wenn es um die Schule ging hatte mein Vater nie wirklich Verständnis. Es sei denn, es ging in irgendeiner Weise um meine Schönheit. Aber in dem Fall ging es um Mathematik. 
Wenn ich mich zurückerinnere fallen mir mehrere solcher Geschichten ein. Ich weiß nicht, ob du dich noch daran erinnern kannst, aber kurz bevor der Abschlussball war, wurden wir gefragt, ob wir beim Eröffnungstanz mittanzen wollten. Mary Thompson hatte sich natürlich sofort eingeschrieben und mit ihrer Krakelschrift hatte sie beinahe keinen Platz mehr für weitere Bewerber gelassen. Sie hatte eine so furchtbare Schrift, dass es ein Wunder war, dass die Lehrer ihre Prüfungen überhaupt noch ansahen. Professor Smith hatte ihr doch gesagt, sie solle sich etwas mehr zusammenreißen, da sie sonst ein "Nicht beurteilt" bekommen würde. 
Also entweder sie hatte sich irgendwann tatsächlich gebessert oder Professor Smith war erblindet. Jedenfalls hatte sie sich als erste neben dem süßen Brad eingetragen. Erinnerst du dich noch an ihn? Ich konnte ihn all die Jahre nicht vergessen. Von ihm hatte ich meinen ersten Kuss bekommen. Nein, nicht von Royce. Das war damals an Weihnachten. In der Schule wurden überall Mistelzweige aufgestellt und am letzten Schultag vor Weihnachten wollte ich mein Buch aus der Klasse holen, als mir Brad in der Tür entgegenkam. Er wollte raus und ich wollte rein. Wir haben uns angestellt, wie im Film. Wenn er nach rechts ging, dann ging ich nach links und wir kamen wieder zusammen. Und wenn er nach links ging, ging ich nach rechts. Es war witzig, aber auch total albern. Wir blieben dann irgendwann stehen und haben angefangen zu lachen, bis Brad auf den Mistelzweig über uns deutete. Oh Gott, Vera, er sah ja so gut aus, damals. Na ja, und während ich noch überlegte, was ich tun sollte, hatte er sich meinem Gesicht genähert und mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Der Kuss dauerte nicht lange. Es war eher mehr ein ... zögerliches Berühren der Lippen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber ich war dennoch immer der Meinung, dass Brad ein guter Küsser war. Wenn ich mich so daran zurückerinnere blutet mein Herz richtig, Vera. Mein Leben war doch perfekt. Und dann hörte es so plötzlich auf. Oh, wie ich Royce dafür hasse. Ich bin dem lieben Gott so dankbar, dass ich die Kraft gefunden habe, mich an ihm zu rächen. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Nicht mit der Gewissheit, dass er irgendwo einem anderen Mädchen dasselbe antat wie mir. 

Aber zurück zu Mary. Sie hatte sich neben Brad eingetragen. Und ich weiß noch, dass wir beide schrecklich eifersüchtig waren, dass sie keinen Platz mehr für meinen Namen ließ. Sie hatte ja zwei Vornamen und damit keine mehr Platz hatte, schrieb Mary extra ihren zweiten Vornamen hin. Mary Evelyn Thompson. Oh, ich hätte ihr diesen blöden Namen am liebsten um die Ohren geworfen. Was war sie auch so besitzergreifend? Da ihr Name neben Brads stand musste sie mit ihm tanzen. Was diese Regelung auch bringen sollte war mir ein Rätsel. Ich hatte eigentlich geglaubt, dass die Jungs uns fragen sollten, aber die Lehrer waren ja so klug und dachten, so hätte keiner mehr was zu meckern. 
Mary war ja so stolz darauf, dass sie tatsächlich mit Brad zum Ball gehen würde und erzählte das natürlich in der gesamten Schule herum. Es war ja nicht so, dass sie nicht hübsch gewesen wäre, aber sie war niemals so schön wie ich. Und am Tag vor dem Ball, als sie es gerade einem Mädchen aus der Unterstufe erzählte, die doch tatsächlich interessiert an der Geschichte war, kam Brad auf sie zu und erzählte ihr, dass es ihm ja leid tat, aber er würde am Tag des Balls schon mit einem anderen Mädchen hingehen. Ich weiß noch, dass ich daneben stand und zuvor mit Brad gesprochen hatte bezüglich des Balls. Und als Mary fragte, mit wem er denn hingehen würde und wieso, habe ich nur vielsagend zu ihr hinüber gegrinst und sie verstand sofort. Oh, Vera, du kannst dir ihr Gesicht nicht vorstellen. Sie war ja so ... so ... überrascht. Sie damit zu überraschen war der beste Einfall, den Brad haben konnte. 

Am Tag des Abschlussballs ging ich also mit Brad hin. Wenn ich mich recht erinnere warst du mit Steven dort. Ja, Steven war auch sehr gut aussehend. Aber ich war glücklich mit Brad. Als Mary uns das erste Mal an diesem Abend sah war sie so sauer. Ihr Gesicht hätte bei einem Gruselwettbewerb den ersten Platz gemacht. Statt mit Brad musste sie mit Pickel-Fred hingehen. Oh, was habe ich gelacht an diesem Abend. Du weißt ja, Pickel-Fred war der einzige, der noch frei war. Und hätte ich Brad nicht bekommen, hätte ich wohl mit ihm hingehen müssen, da Mary mir ja keinen Platz mehr gelassen hatte, um mich angemessen einzutragen. Pickel-Fred, den wir so genannt haben, weil er so viele Pickel im ganzen Gesicht hatte, war richtig stolz darauf, mit Mary hingehen zu dürfen. Wenn mich nicht alles täuscht habe ich ein halbes Jahr später ihre Hochzeitseinladung bekommen. Ihre Eltern müssen diese Hochzeit sehr begünstigt haben, da Pickel-Fred aus einer sehr wohlhabenden Familie kam. 
Ach, Vera, unsere gemeinsame Schulzeit war schon etwas ganz Besonderes. Besonders wenn ich an Mary denke. Wir haben sie genervt und geärgert, wo wir konnten. Sie war ja auch die einzige Konkurrenz in meinem Schönheitskampf. Aber sie war die lustigste Konkurrenz, die man haben konnte. Sie trat wirklich in jedes Fettnäpfchen, das wir ihr gestellt hatten. Ich frage mich, was wohl aus ihr geworden ist. Ob sie noch lebt? Ob sie glücklich geworden war? Heute tut es mir richtig leid, dass wir sie so genervt hatten. Ich kann mir vorstellen wie sie sich gefühlt haben muss, wenn man nicht das bekommt, was man will. Aber damals hatte ich keine Ahnung von der Welt, von Schmerz. Ich war jung und ... ja, auch dumm. Nun ja, über unsere Schulzeit könntest du wahrscheinlich auch Bände schreiben, weshalb ich jetzt in meiner Geschichte weitergehen möchte. 

Nachdem Alice, Jasper, Emmett und ich die Universität verlassen hatten und zurück zu Esme und Carlisle kehrten, waren wir alle vier stolz auf unsere Abschlüsse. Wir standen eines Sommertages lächelnd vor der Tür und hielten unsere Diplome hoch. Esme und Carlisle gratulierten uns ganz herzlich und sofort wurden wir gebeten, alles zu erzählen. Wir waren vier Jahre mehr oder weniger nicht zuhause und hatten nur für uns gelebt, da war viel passiert, wie du mitbekommen hast. Die erste Geschichte war mein Erlebnis mit Dr. Presley. Ich hatte Alice und Jasper nichts davon erzählt, da ich mir sicher war, dass Alice sicher irgendetwas in diese Richtung gesehen hatte und wusste, was passiert war. Außerdem wollte ich es für mich behalten, solange wir nicht zuhause waren. Auch Emmett hielt dicht. Er erzählte niemandem etwas. Erst, als ich 1960 neben ihm auf der Couch saß und Esme und Carlisle von meinen Erlebnissen erzählte, half er mir, wenn ich vor Scham oder Angst nicht mehr weitersprechen konnte. Alle, die nichts davon gewusst hatten, waren tief bestürzt und konnten nicht glauben, dass es so etwas tatsächlich auf Universitäten geben sollte, doch sie hielten zu mir und hofften, dass ich wohlauf war. Nachdem Emmett, Jasper und Alice ebenfalls ihre Erlebnisse und Erkenntnisse erzählt hatten, beschlossen wir Esme und Carlisle zu zeigen, was wir alles gelernt hatten. 
Alice hatte Esme ein Bild für das Wohnzimmer gemalt und überreichte es ihr, während ich auf dem großen Flügel im Wohnzimmer klimperte und von Edward Verbesserungen gezeigt bekam. Emmett und Jasper unterhielten sich mit Carlisle über das damalige Rechtssystem in Alaska und über die menschliche Psyche. Der Tag, an dem wir zurückkehrten, war ein voller Erfolg. So in etwa kannst du dir vorstellen, wie es bei uns täglich zuging. Man unterhielt sich freundlich, machte gemeinsame Spiele oder spielte auf dem Klavier, tauschte Erfahrungen aus und so weiter. Wir waren eine sehr harmonische Familie. Gestritten wurde sehr selten und wenn dann lagen sich immer bestimmte Personen in den Haaren. Meistens waren diese Personen Edward und ich. Edward kam mit meiner Sturheit, die ich noch immer nicht gänzlich abgelegt hatte, nicht klar und ich kam mit seiner Einstellung mir gegenüber nicht zurecht. Es war schwierig, da wir beide einander nicht verstanden und dennoch leben wir nun schon seit fast siebzig Jahren zusammen. 

Wenn wir uns nicht im Haus befanden dann waren wir entweder spazieren, jagen oder auf Urlaub. Es konnte nur eines dieser drei Dinge sein. Denn außer Carlisle arbeitete niemand bei uns. 
In den nächsten Wochen waren wir alle zuhause. Wir hatten keine wirklichen Pläne für unsere Zukunft und hätten auch nicht wirklich viel ändern können an unserem Zustand. Arbeiten konnten wir nicht gehen, es sei denn wir arbeiteten zuhause, ohne dass uns der Arbeitgeber je gesehen hätte, oder wir arbeiteten am Telefon, das damals gerade richtig populär wurde. Aber das war alles nichts für uns, weshalb Arbeiten gleich von unserer Liste gestrichen wurde. Um nicht gänzlich faul zu werden, betätigten Alice und ich uns am Aufbau von Esmes Garten. Esme hatte zwar die letzten Jahre enorm viel daran gearbeitet, aber es gab jeden Tag etwas zu tun, weshalb Esme uns auch sehr dankbar war. 
Emmett und Jasper, die nicht unbedingt im Garten arbeiten wollten, sorgten für die Nahrungsbeschaffung und bauten am Haus. Unser Haus wurde mit der Zeit immer baufälliger und so machten sie an einem Tag ein neues Dach und an einem anderen bauten sie eine neue Garage, da Edward sich ebenfalls ein Auto gekauft hatte. 
Edward half immer noch Carlisle bei seinen ärztlichen Aufgaben. Edward regelte hauptsächlich den Papierkram und schenkte den Kindern gelegentlich auch einmal einen Lolli. Für mehr konnte Carlisle Edward nicht gebrauchen, dazu war er zu gefährlich für die Menschen. Aber er war ihm eine sehr große Hilfe, da Carlisle eine Menge Patienten hatte. Edward genoss die Arbeit, auch wenn sie, wie er immer sagte, nicht direkt das war, das er immer machen wollte. Aber wozu lebte man denn sonst ewig, wenn man nicht ausprobieren konnte, was einem Spaß macht und was nicht.